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By Katharina Stegelmann on April 8, 2013 [Der Spiegel]

Ayo Der SpiegelMit ihrer Website www.jewrotica.org ist
Ayo Oppenheimer, 27, auf dem besten
Wege, zu einer Art Oswalt Kolle derjü-
dischen Welt zu avancieren: DerInternetauftritt der Amerikanerin lockt bis
zu 50000 Besuchertäglich,sich mit Erotik, Beziehungen, Geschlechterrollen im
Kontext derjüdischen Religion und Kultur auseinanderzusetzen. „Sexualität
wird von Traditionalisten zum Tabu erklärt. Dabei ist die ganze Bibel voller
erotischer Anspielungen, man denke nur
an das Hohelied Salomos“,sagt Oppenheimer. Sie liebe ihr Judentum, deshalb
wolle sie an diese Ursprünge erinnern
und „das Schweigen über Sexualität brechen, denn esführt zu Ignoranz und
Scham“. Sie möchte die Menschen ermutigen, „sowohl zu ihrersexuellen als
auch zu ihrerreligiösen Identität zu
stehen“,sagt Oppenheimer, die selbst
orthodox erzogen wurde. Unter dem
Motto „Get Jewish, getsexy“ erscheinen
auf Jewrotica witzige, erotische oder
nachdenkliche Beiträge – Gedichte,
Kurzgeschichten, Essays – sowohl von
professionellen Autoren als auch von
Laien. Was veröffentlicht wird, bestimmt Oppenheimer. Hardcore-Porno
wird grundsätzlich aussortiert. Es gibt
eine Ratgeberecke, in der Orgasmusschwierigkeiten und andere konfessions-
übergreifende Probleme thematisiert
werden,sowie dieRubrik „Confessions“:
Leserschreiben ihre pikanten Geständnisse. Den anonymen Sündern wird
Erleichterung versprochen, auch wenn
keine „absolute Absolution erteilt“ werden könne: In der Jewrotica-Redaktion
säßen eben keine katholischen Priester.